Familie Kipp
Insgesamt waren für diesen Flug etwas mehr als die 10.944 Tauben des vergangenen Jahres zusammengekommen. Aus Belgien kamen 3.324, aus Frankreich 2.837, aus den Niederlanden 3.825, aus Deutschland 1.070, aus Luxemburg 47 und aus Großbritannien 334 Tauben. Diese Truppe wurde um 7.35 Uhr aufgelassen. Die Wetterbedingungen waren, wie gesagt, nicht ideal. Nordwestwind stellte sich ein und auch sonst ließ manches zu wünschen übrig. Aber doch war der Flug von der Fluggeschwindigkeit her wesentlich schneller als im vergangenen Jahr. 2013 siegte Karl-Heinz Koers international mit einer Geschwindigkeit von 1.008,53 m/min. Jetzt lag die Geschwindigkeit doch weitaus höher. Internationaler Sieger wurde Linda Meulemans-Damen aus Arendonk. Sie drehte ihren Sieger um 21.43.52 Uhr auf einer Entfernung von 974,441 km und erzielte eine Geschwindigkeit von 1.147,93 m/min. Linda Meulemans-Damen ist übrigens die Tochter des weltbekannten Züchters Karel Meulemans, der vor vielen Jahren so glänzend spielte und für viele Züchter, auch in Deutschland, mit seiner Meulemans-Sorte die Basis lieferte. Das Paar Oude Vandenbosch x Janssen-duivin machten ihn weltberühmt. Wer kennt nicht ihre direkten Nachkommen wie den Merckx, den Kadet, den Witneus, den Piet und noch so viele andere Tauben. Sie alle waren von ganz großer Klasse. Jahrelang schrieb Karel Meulemans mit seinem Schwiegersohn Frans Marien Taubensportgeschichte. 1980, nach dem Tod von Franz Marien wurden dann alle Tauben verkauft. Seit 1990 wird nun unter dem Namen Meulemans-Damen auf der Weitstrecke geschickt. Und das auch mit sehr großem Erfolg.
Den 2. Preis international macht die belgische Schlaggemeinschaft Demeulemeester aus Zulte mit ihrer um 20.29.17 Uhr konstatierten Taube. Die Fluggeschwindigkeit war 1.134,59 m/min. Ganz knapp dahinter liegen Kipp & Söhne mit 1.134,32 m/min. Sie drehten ihren 04900-12-818 um 20.52.16 Uhr auf einer Entfernung von 904,354 km. Sie sehen, dass die Differenz zum 2. International ganz gering ist.
Dieser St. Vincent war übrigens ein Flug der Deutschen. Unter den ersten 16 Plätzen der internationalen Liste findet man 10 deutsche Sportfreunde. Ein Klasseergebnis!
Die Top-Ten von Deutschland
1. Kipp & Söhne, Althornbach 904,354 km 20.52.16 Uhr 1.134,318 m/min 2. SG Jakob, Köllerbach 886,333 km 20.48.30 Uhr 1.116,992 m/min 3. SG Jung, Wellesweiler 905,944 km 21.14.19 Uhr 1.105,731 m/min 4. Lauer & Söhne, Althornbach 904,983 km 21.14.35 Uhr 1.104,199 m/min 5. Maginot, Gerhard, Eppenbrunn 909,233 km 21.21.37 Uhr 1.099,945 m/min 6. Leßmeister, Lothar, Hütschenhausen 927,362 km 21.44.34 Uhr 1.091,571 m/min 7. Kipp & Söhne, Althornbach 904,354 km 21.23.52 Uhr 1.091,073 m/min 8. Koers, Karl-Heinz, Mandelbachtal 888,263 km 21.10.04 Uhr 1.089,804 m/min 9. Groh, Jannik, Trulben 910,522 km 21.30.56 Uhr 1.089,228 m/min 10. Hirschmann, Franz-Josef , Oestreich-Winkel 996,675 km 04.57.09 Uhr 1.085,703 m/min
04900-12-818, der 1. National St.Vincent von Kipp & Söhne
Die reine Entfernung von St. Vincent nach Althornbach ist etwas mehr als 904 km, aber damit ist noch nichts über die Lage von Althornbach gesagt. Es ist eine kleine Gemeinde mit etwa 800 Einwohnern im Landkreis Südwestpfalz in Rheinland-Pfalz. Althornbach liegt etwa 6 km südlich von Zweibrücken und 30 km östlich von Saarbrücken.
Kipp & Söhne sind also die Nationalsieger von Deutschland von St. Vincent. Gewonnen haben sie in ihrer langen Weitstreckenlaufbahn eigentlich schon alles, was es zu gewinnen gibt, darunter auch 1998 der internationale Sieg von Barcelona. Es sind eben Weitstreckenspezialisten, und von solchen Züchtern gibt es leider nicht sehr viele im deutschen Brieftaubensport. Das kann sich aber schnell ändern, denn die Zahl der Züchter, die in Deutschland am normalen Programm teilnehmen, geht doch steil bergab. Was bleibt oder immer mehr wird, sind die One-Loft-Races und eben die Weitstreckenflüge.
Die SG Kipp & Söhne besteht aus Vater Wulfram und seinen drei Söhnen, und dann ist da noch die Mutter. Ihr Einfluss ist schon beachtlich, wenn sie auch nicht so in Erscheinung tritt. Vater Wulfram Kipp ist am 17. Juli 2014 75 Jahre alt geworden. Der Nationalsieg war da doch ein wunderbares Geburtstagsgeschenk. Um 20.52.16 Uhr hatten sie ihren 04900-12-818 konstatiert. Lange Zeit lagen sie international an erster Stelle, bis Meulemans-Damen eine bessere Zeit vorlegte. Und dann kamen auch noch Demeulemeester aus Zulte dazwischen, die den 2. International in Beschlag legten. Ihre Geschwindigkeit 1.134,59 m/min und die von Kipp & Söhne 1.134,32 m/min. Nur ganz knapp geschlagen, schade. Die zweite Taube von Kipp & Söhne kam um 21.23.52 Uhr, die dritte um 21.50.56 Uhr und die vierte um 21.53.49 Uhr. Am ersten Tag waren 4 von den 23 gesetzten Tauben zu Hause. Ein tolles Ergebnis. Insgesamt machen sie in der nationalen Liste 14 Preise.
Die Entstehung des Spitzenschlages Kipp & Söhne
1953 begann Wulfram Kipp mit dem Taubensport. Einige gute Freunde besaßen Tauben und so entschied sich auch Wulfram für dieses Hobby. Zu Beginn nahm die Familie Kipp immer am Programm der RV Zweibrücken teil und ab 1985 auch an den internationalen Flügen. Da auf diesen Flügen die Erfolge so beeindruckend waren, entschied man sich 1996, ausschließlich am Weitstreckenspiel teilzunehmen. Seit jeher ist der Name Kipp ein fester Begriff im internationalen Weitstreckenspiel!
Bis zum Jahr 1979 bestand der Hauptstamm der Familie Kipp aus den Stichelbaut-Cattrysse-Tauben. Diese waren sehr gut auf den RV-Flügen. Als im Jahre 1980 Helmut Böhne aus Osnabrück mit dem Taubensport aufhörte, zogen sehr viele Tauben von ihm nach Althornbach um. Es waren hauptsächlich Tiere der Abstammung Piet de Weerd aus Breda, NL. Auch eine Original-Täubin von Victor Fabry befand sich in der Gruppe. Diese Tauben des Freundes Helmut Böhne bilden die Basis des heutigen Stammes. 1990 schaffte man sich dann noch schnelle Tauben für das Programmspiel an. Darunter u. a. Tauben von Manfred Förster (Stichelbaut) und eine Spitzentäubin von Kurt Becker. Diese findet man auch heute noch im Stamm der Kipps. 1994 kamen die ersten Tauben von Werner Bölting aus Bocholt nach Althornbach. 1995 folgten die Tauben von Jan Kasteleijn aus Wolvega und Jan van Keulen aus Asten. Die Tauben dieser 3 Züchter entpuppten sich als wahrer Glücksgriff, und es wurden im Laufe der Jahre immer wieder Tauben von diesen Züchtern dazugeholt oder ausgetauscht. Von Jan Kasteleijn kommt der Vater des Barcelona King (1. int. Barcelona 1998), von Werner Bölting die Mutter von La Petite Marseille (1. nat. Marseille 1999) und von Jan van Keulen die Mutter von Queen Amidala (1. nat. Ass-Taube 1999) um nur einige Beispiele zu nennen. In den Jahren 2004 bis 2007 siedelten dann Tauben von Dr. Jeff Horn aus Berwick upon Tweed, Schottland, Emile Matterne aus Overhespen, Belgien und Piter Beerda aus Ter Idzard, Niederlande nach Althornbach um. Auch diese Tauben waren wieder ein Volltreffer. Aus einem Originalpaar von Emile Matterne kommt der Vogel Golden Glory, der 2011 zum besten Weitstreckenvogel Europas über 3 internationale Flüge wurde und nebenbei auch noch die Titel 1. nat. Ass-Taube Marathon und 1. nat. Ass-Taube der int. Flüge gewann. Auch die Mutter des 1. nat. St. Vincent 2014 ist eine Matterne-Täubin.
In den letzten Jahren kamen nochmals Tauben von verschiedenen Züchtern nach Althornbach. Diese sind noch nicht vollends ausgetestet und müssen ihre Qualitäten noch unter Beweis stellen, bevor sie im Stamm verankert werden.
So, das war in Kurzform der Stammaufbau der Kipps.
Vielleicht noch ein paar Worte zum Taubenbestand. Die Kipps haben etwa 30 Zuchtpaare und sie spielen mit etwa 62 Paaren auf totaler Witwerschaft. Gespielt wird nicht mehr im RV-Programm, sondern ausschließlich auf den Flügen der IG-Weitstrecke.
Der St. Vincent, 04900-12-818, der 1. National und 3. International
Es muss schon eine besondere Taube sein, die solch eine Leistung vollbringt. Zwei Jahre ist der Bursche gerade alt, also für eine Weitstreckentaube noch relativ jung. Dieser dunkelgehämmerte Vogel ist eine sehr gelungene Kreuzung. Sein Vater ist ein Sohn des Rainmaker, 04900-05-2700, der schon viele exzellente Weitstreckenflieger gebracht hat, und die Mutter ist ein Original von Emile Matterne mit einer hervorragenden Weitstreckenabstammung. So viel in wenigen Worten zum Stammbaum des St. Vincent.
Kipp & Söhne: unglaublich erfolgreich auf der Weitstrecke!
Herzlichen Glückwunsch zu dem großen Erfolg und weiterhin "Gut Flug" wünscht das gesamte PIPA-Team.