Die Familie Cuffel bewundert gemeinsam ihren "Special One"
Barcelona 2015
Sehr viele Züchter hatten knallhartes Wetter vorhergesagt, aber letztendlich waren die Bedingungen doch noch einigermaßen. Alle Welt war angesichts der aktuellen Wettervorhersagen und der Hitzewelle, die Europa schon mehrere Tage im Griff hielt, gespannt, wie der Flug verlaufen würde. Manche meinten, dass der Flug mehrere Tage dauern würde, andere taten das als Unsinn ab. Es war klar, dass die Temperaturen sehr hoch anstiegen, aber andererseits konnten die 19.083 Tauben auch von einem Rückenwind aus südsüdöstlicher Richtung profitieren. Die erste und einzige Meldung am ersten Tag des Fluges lief um 20:57’05” Uhr ein. Danach kam nichts mehr. Die französischen Züchter konstatierten ihre Tauben gegen 8 Uhr am nächsten Morgen, und kurz darauf sah auch Noel Peiren seine erste Taube nach Hause kommen. Die Temperaturen blieben auch am Morgen hoch, und die erste niederländische Taube landete im Schlag des legendären Cor de Heijde, die jedoch von einer Taube überflügelt wurde, die eine längere Entfernung zurücklegen musste. Den Niederländern gelingt es übrigens, sowohl den 3. als auch den 4., 5., 6. und 8. Platz international zu belegen.
Nicht lange danach wurde eine große Gruppe von Tauben innerhalb kurzer Zeit konstatiert, woraus wir schließen können, dass dieser Flug problemlos verlaufen ist. In Belgien wurde der Nationalflug am zweiten Flugtag um 20.40 Uhr geschlossen; der internationale Flug wurde am dritten Tag geschlossen. Letztendlich stellte sich heraus, dass der Flug für die Organisatoren von Cureghem Centre erfolgreich war. Es fällt auf, zu welcher Leistung unsere Tauben heutzutage fähig sind. Vor 20 Jahren wären sie vielleicht doppelt so lange unterwegs gewesen. Aber die Zeiten ändern sich: Heute korbt jeder Züchter seine Tauben im Gedanken, den Sieg zu erringen, ein, während früher manche Tauben eingesetzt wurden, weil man sie loswerden wollte. Barcelona ist heute für unzählige Schläge der Flug der Flüge, für den sie manchmal sogar ein spezielles Team zusammenstellen, und das macht Barcelona zu einem ganz besonderen Wettkampf.
Sieg für Cuffel
Der internationale Sieger von der Familie Cuffel wird für alle Zeiten eine besondere Taube bleiben. Er war der Einzige, dem es je gelungen ist, am ersten Flugtag nach Hause zu kommen. Darum geht er fortan unter dem Namen “The Special One” durchs Leben. Er lieferte eine glänzende Leistung ab, obwohl das von einigen Züchtern als verdächtig angesehen wird. Es war jedoch keine unnormale Anstrengung. Eine Taube in Spitzenform, die international gesehen eine kürzere Entfernung zurücklegen muss und dabei von einem kräftigen Rückenwind unterstützt wird, kann das ohne Weiteres schaffen. Der Vogel hat sicherlich eine außergewöhnliche Leistung erbracht, die aber nicht unmöglich ist. Es werden in der Regel auch bei den vielen niederländischen Tauben, die nachts nach Hause kommen, keine Fragen gestellt. Dies ist ohne Wenn und Aber eine fantastische Leistung, die einzig und allein Respekt verdient.
Dieser Vogel hat eine außergewöhnliche Leistung auch deswegen geliefert, weil er den größten Teil der 917 km allein zurücklegte. Er verfügt offensichtlich über einen starken Motor und ein außergewöhnliches Orientierungsvermögen. Er war der Stärkste, der Schnellste und ganz einfach der Beste.
Ankunft des Siegers
Aus dem Blog der Familie Cuffel (http://colombiercuffel.skyrock.com/) ist ersichtlich, dass etwas Besonderes passieren würde. Um 17 Uhr wurde ein kleiner Film vom Auflass gepostet und dazu der vielsagende Kommentar: “Es herrscht Rückenwind, also werden wir vorsichtshalber draußen warten. Man kann nie wissen!” Als sie das schrieben, wussten sie sicherlich noch nicht, was passieren sollte. Nachdem er am Morgen aufgestanden war, war Gerard Cuffel mit seinen Gedanken ständig bei dem Flug. Die Tauben wurden früh am Morgen aufgelassen, damit sie weniger Probleme durch die Hitze haben sollten, und Gerard war mit dieser Entscheidung sehr zufrieden. Der Rest des Tages war für ihn ein ganz normaler Arbeitstag. Allerdings ging er an diesem Tag schon um 16 Uhr nach Hause, zwei Stunden früher als normal. Er war einfach zu gespannt und mit seinen Gedanken bei den zehn Tauben, die er für Barcelona eingekorbt hatte. Nachdem er wieder zu Hause war, versorgte er erst die anderen Tauben und machte sich dann zusammen mit seinen zwei Söhnen für eine eventuelle frühe Ankunft bereit. Gegen 20.45 Uhr stellte er die Überlegung an, dass die Tauben unmöglich eine Geschwindigkeit von 1.100 m/min erreichen könnten. Kurz darauf geschah das Unwahrscheinliche: Eine Taube fiel wie ein Stein aus der Luft. “Es ist eine von Barcelona!” Nach einigen Sekunden springt die Taube in den Schlag und wird konstatiert. Es ist der Erst-Benannte des Teams, der drei Wochen vorher schon einen fünften Preis von Dax gewonnen hatte. Die Familie Cuffel war total aus dem Häuschen, denn ihr Vogel war die erste Taube, der es gelungen war, am ersten Tag eines Barcelona-Fluges konstatiert zu werden. Er war zweifellos der Nationalsieger und hatte auch eine große Chance auf den internationalen Sieg. Einen Tag später folgte die offizielle Bestätigung: Die Familie Cuffel gewinnt den Ersten international Barcelona gegen 19.083 Tauben und schreibt Geschichte!
Ein Sieger mit belgischer Abstammung
Der frischgebackene internationale Sieger ist zu 100% belgischer Abstammung. Seine Eltern kommen vom Schlag von Yvon Deneufbourg aus Estinnes, dem nationalen Meister auf der Großen Weitstrecke KBDB 2014. Die Geschichte beginnt im Winter 2008, als Gerard Cuffel beschloss, einen Gutschein zu kaufen, der von einem erfolgreichen belgischen Züchter angeboten wurde. Er kannte den Schlag schon länger, aber er sah das als gute Gelegenheit, die Qualität des Schlages zu testen. Gerard kam in Kontakt mit Yvon Deneufburg und interessierte sich dafür, was dieser ihm anbieten konnte. Er machte mehrere Fahrten nach Belgien und kam mit vier Spätjungen zurück. Zwei davon sind jetzt die Eltern seines internationalen Siegers. Das erklärt auch, warum dieser Vogel zunächst den Namen “Wallonië” bekam (wo Yvon Deneufbourg wohnt). Seine neuen Eigentümer, Hugo Batenburg und PIPA Elite Center, haben ihm jetzt den Namen “The Special One” gegeben. Dieser Name passt ihm angesichts seiner eindrucksvollen Leistung wie angegossen!
Der internationale Sieger einige Stunden nach seinem großen Erfolg
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Der Schlag von Cuffel
Es war Gerard, der 1972 den Grundstein für den Taubensport legte. In der Familie gab es keine anderen Taubenzüchter, aber er hatte von Kindesbeinen an eine Vorliebe für Vögel und ganz besonders für Tauben. Anfangs wurden die Tauben in einem ganz normalen Käfig gehalten, aber er wollte sie schon bald frei umherfliegen lassen. So bekam er auch Interesse für den Taubensport und wollte auch selbst Brieftauben halten. Der Rest der Geschichte ist inzwischen bekannt.
Gerards ältester Sohn Sylvian (jetzt 36) gewann durch seinen Vater ebenfalls Interesse am Taubensport und wurde im Alter von 14 Jahren Mitglied im Taubenverein. Seitdem firmieren sie als Schlaggemeinschaft Vater und Sohn Cuffel. Einige Jahre später bekamen sie Verstärkung durch Gerards zweiten Sohn Mathieu (19), der auch von unserem Sport fasziniert ist. Aus dem Doppel ist also ein Trio geworden. Der Taubensport ist hier wirklich Sache der ganzen Familie, denn auch Gerards Frau kümmert sich um die Schläge. Ihre Tochter Eugénie und deren Freund gehören ebenfalls zum Team und warten manchmal mit auf die Tauben.
Wie man erkennen kann, handelt es sich hier um ein echtes Team, in dem jeder seine Aufgaben hat. Gerard versorgt die Tauben jeden Morgen, während Sylvian abends für deren Versorgung verantwortlich ist. Mathieu betreut die Jungtauben und die Weibchen. Gerards Frau und seine Tochter helfen auch manchmal und dasselbe gilt für seinen Schwiegersohn.
Ihre Reisemannschaft besteht aus 200 alten Tauben auf klassischer Witwerschaft, wobei es viel Arbeit gibt. Dazu kommen noch 60 jährige Vögel, die auf klassischer oder totaler Witwerschaft eingekorbt werden. Nicht zu vergessen ist auch ein Team von 25 Weibchen, und jedes Jahr werden etwa 150 Jungtauben beringt.
Nachdem sie im Verein, in der Provinz und auf nationaler Ebene alles gewonnen hatten, was es zu gewinnen gab, fand Gerard, dass es an der Zeit war, sich den internationalen Flügen zuzuwenden. Heute richtet der Schlag sein Hauptaugenmerk auf die Weitstrecke und schwere Weitstrecke, wobei Barcelona, Marseille und Perpignan die wichtigsten Daten in ihrem Kalender sind. Für diejenigen, die diesen Schlag noch nicht so gut kennen, zählen wir hier noch einmal ihre besten Ergebnisse der letzten Jahre auf:
1. Barcelona international 2015 19.083 Tb. 2. Perpignan international 2003 17.330 Tb. 3. Perpignan international 2007 14.576 Tb. 4. Perpignan international 2003 17.330 Tb. 5. Perpignan international 2004 17.570 Tb.
Dazu kommen noch ein Nationalsieg von Perpignan 2014 und jetzt der nationale und internationale Sieg von Barcelona. Nur wenige Schläge können eine gleichwertige Ehrenliste vorlegen.
Um auf den internationalen Flügen glänzen zu können, hat Cuffel rund um die Linien, mit denen er in den letzten 35 Jahren erfolgreich war, einen Taubenstamm aufgebaut. Dazu kommt die Linie des 2. international Perpignan 2003 (100% Tantart), des 4. international Perpignan 2003 und des 1. national Perpignan '04. Diese Tauben wurden sofort nach ihrer Spitzenleistung auf den Zuchtschlag gesetzt.
Die Familie Cuffel ist ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, um ihren Taubenbestand zu verstärken. Darum kaufen sie jedes Jahr mehrere Tauben dazu. Ein gutes Beispiel ist der Kauf der Tauben von Deneufbourg.
Schluss
Die Familie Cuffel hat Geschichte geschrieben. Ein Schlag, dem es gelingt, einen Barcelona-Sieg zu erobern, bleibt für alle Zeiten etwas Besonderes. Sie gehören nun zur selben Liga wie die Gebrüder Schaschwkow und der Schlag von Deu, die anderen zwei französischen Schläge, die einen Ersten international von Barcelona gewonnen haben. Herzlichen Glückwunsch!